Am 04.09.2015 trafen sich fast 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland zur Jenaer Sportmanagement-Tagung, die schon zum vierten Mal stattgefunden hat. Mit spannenden Vorträgen und anregenden Diskussionen gewährte die Veranstaltung einen umfassenden Einblick in die Möglichkeiten der Vereinsfinanzierung. Organisiert wurde die 4. Jenaer Sportmanagement-Tagung von den Sportökonomen der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Daumann.

Vereinsfinanzierung im Wandel

Viele Sportvereine sehen sich durch den Rückgang der öffentlichen Förderung und die vielerorts bereits jetzt spürbaren Folgen des demografischen Wandels mit Finanzierungsproblemen konfrontiert. Um weiterhin ein möglichst breites und preisgünstiges Angebot an Sportmöglichkeiten sicherzustellen, sind Sportvereine darauf angewiesen, zusätzliche finanzielle Mittel, vor allem aus privaten Förderquellen, einzuwerben und die Mittelbeschaffung insgesamt zu professionalisieren. Diese Entwicklung wurde bei der 4. Jenaer Sportmanagement-Tagung als Anlass genommen, sich mit den innovativen Finanzierungsmöglichkeiten der Sportvereine zu beschäftigen.

Erfolgsfaktoren der Vereinsfinanzierung

Die Tagung wurde traditionell mit einer Keynote eröffnet. Prof. Dr. Christoph Breuer (Deutsche Sporthochschule Köln) stellte eine Analyse der Finanzsituation der Sportvereine in Deutschland dar. Darüber hinaus setze er sich auf der Grundlage einer weiteführenden Auswertung der Sportentwicklungsberichte mit der Frage auseinander, was Sportvereine finanziell erfolgreich macht. Dabei führte er evidenzbasierte Erfolgsfaktoren auf, die die Finanzsituation der Sportvereine in Deutschland begünstigen. Diese Faktoren sind das Vorhandensein einer strategischen Planung, Frauen als Vorstandsmitglieder, Aus- und Weiterbildungskonzept für Mitarbeiter sowie eine Geselligkeitsorientierung des Vereins.

Innovative Finanzierungsinstrumente professionell antreiben

Auf der Suche nach alternativen Finanzinstrumenten für Sportvereine erfolgte anschließend eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Themen Förderverein (Prof. Ronald Wadsack, Institut für Sportmanagement der Ostfalia Hochschule Salzgitter) und Sponsoring (Dirk Schöter, DS Sportmarketing). Als relativ neue und deswegen noch wenig verbreitete Methode der Geldbeschaffung im organisierten Sport stand außerdem Crowdfunding im Fokus der Tagung. Crowdfunding eignet sich, so David Zeidler (Internet Union GmbH), insbesondere für die Finanzierung kleinerer Vereinsprojekte. Dabei erläuterte der Experte nicht nur die Möglichkeiten des Crowdfundings, sondern zeigte auch Perspektiven für die Planung einer Crowdfunding-Kampagne auf. So ist eine Orientierung an erfolgreichen Projekten hilfreich, aber diese sollten jedoch nicht 1:1 kopiert werden. Weiterhin bestehe eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgsreiche Geldbeschaffung mittels Crowdfunding darin, die Emotionen der potentiellen Spender zu wecken.

Wie wichtig die Ausrichtung der Vereinsfinanzierung an den privaten Geldgebermärkten in Zukunft sein wird, betonte auch der Geschäftsführer des LSB Thüringen Rolf Beilschmidt in seinem Vortrag zur öffentlichen Förderung in Thüringen. Demgemäß appellierte er an die Vereine, sich schon heute mit den Chancen der Vereinsfinanzierung aus privaten Quellen wie Fundraising und Sponsoring auseinanderzusetzen, um die rückläufige öffentliche Förderung möglichst zu kompensieren.

Beispiel aus der Praxis

Die meisten Fragen der Tagungsbesucher richteten sich dabei an Jörg Diekmann, den Geschäftsführer des MTV Braunschweig, eines breitensportorientierten Großsportvereins mit aktuell ca. 6.000 Mitgliedern. In seinem Vortrag stellte er praxisbezogen die Strategien der Vereinsfinanzierung an verschiedenen Beispielen dar. Als einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Finanzierung des MTV Braunschweig aus privaten Quellen nannte er das Vorhandensein eines Sponsoring-Konzepts in Verbindung mit engagierten Vereinsmitarbeitern, die aufgrund ihrer herausragenden sportlichen Erfolge einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt haben.

Positive Bilanz

Qualifiziert und interessant waren nicht nur die Vorträge, sondern auch die Diskussionen im Rahmen der 4. Jenaer Sportmanagement-Tagung. Diese wurden mit großer Souveränität von Prof. Dr. Markus Breuer (SRH Hochschule Heidelberg) moderiert. Die Veranstaltung klang mit einem gemütlichen „Get-2gether“ aus. Prof. Dr. Frank Daumann zeigte sich mit den Ergebnissen der Tagung sehr zufrieden: „Diese Tagung führte zum fruchtbaren Austausch zwischen führenden Wissenschaftlern und hochkarätigen Experten aus der Vereinspraxis. Die Ergebnisse der Tagung signalisieren dabei eindeutig, dass die Vereinsfinanzierung sich derzeit im Wandel befindet: Bei einer nachlassenden öffentlichen Förderung steigt die Bedeutung der privaten Finanzierungsquellen.“